04.12.2014

Bryan Adams – Reckless 30th Anniversary Tour

Hanns-Martin-Schleyer-Halle, Stuttgart

Bryan Adams – Reckless 30th Anniversary Tour


Endlich stand mal wieder ein Konzert auf dem Programm – und zwar mit keinem geringerem als Bryan Adams! Zum 30. Jubiläum seines Durchbruch-Albums "Reckless" machte er Station in der Schleyerhalle in Stuttgart. Wie bei einem Rockkonzert üblich hatten wir uns Sitzplätze auf der Tribüne reserviert – okay, ist jetzt vielleicht nicht gerade üblich, eigentlich überhaupt nicht, aber dafür hatten wir keinen 2-Meter-Hünen vor uns und somit uneingeschränkte Sicht zur Bühne. Man muss eben Prioritäten setzten.

Bereits vor Beginn war auf der Leinwand hinter der Bühne das Cover-Portrait von Bryan Adams’ Album "Reckless" zu sehen. Wir schauten es uns an und dachten an nichts Böses. Auf einmal: Hä? Da hat sich doch gerade etwas bewegt? Und wieder! Das Portrait verdrehte die Augen! Dann war es wieder regungslos. Plötzlich blinzelte es, zog eine Augenbraue hoch und zeigte sogar die Zähne. Ein lebendes Bildnis!

Schließlich ging das Licht im Saal aus. Als ein paar Gestalten auf die Bühne kamen, waren wir der festen Überzeugung, dass zuerst die Vorgruppe spielen würde. Doch dann gingen die Scheinwerfer an und da stand: Bryan Adams! Er stieg direkt mit dem Lied "Reckless" ein und erklärte erst später, dass es im ersten Teil des Konzerts um sein gleichnamiges Album von 1984 gehen würde. Er meinte auch, dass manche Leute die Lieder sehr gut, aber andere nur ein paar der Lieder kennen würden. "Aber so ist es eben."

Doch er spielte nicht nur Titel, die es auf das Album geschafft hatten, sondern erzählte auch von sieben Liedern, die nicht darauf zu hören waren. Auch diese wollte er dem Publikum nicht vorenthalten. Und er würdigte Tina Turner, die sehr viel zu diesem Album beigetragen und mit ihm den Song "It’s only love" aufgenommen und auch live gesungen hatte.

Als Musiker mit Leib und Seele sang Bryan Adams nicht nur, sondern spielte auch die ganze Zeit nebenher Gitarre, und wenn er das nicht tat, dann griff er zur Mundharmonika. An seiner Seite war sein Leadgitarrist Keith Scott, der das ein oder andere beeindruckende Solo hinlegte, und da er schon mal beim Hinlegen war, tat er das auch gleich auf der Bühne mitsamt Gitarre und streckte die Beine in die Luft. Und dann kam "Summer of 69" – und die Zuschauer machten aus ihren Sitzplätzen Stehplätze! Was für eine Atmosphäre!

Zwischendrin erzählte Bryan Adams immer wieder kleine Anekdoten. Früher hatte er noch seine Schallplatte genommen, auf den Plattenspieler gelegt, dann ganz vorsichtig die Nadel eingestellt und auf die Platte aufgesetzt – bis mal jemand zu ihm sagte: "Wir haben da etwas ganz Neues – das nennt sich CD."

Einmal begeisterte er das Publikum auch, indem er seiner Band auf Deutsch den Einsatz gab: "Eins – zwei – drei – vier!" Aber dass er jetzt schon zum 138. Mal in Stuttgart war, hat ihm wohl keiner so recht geglaubt. Das wären ja bei 30 Jahren 4,6 Auftritte im Jahr – allein in Stuttgart!

Doch schon bald gab es eine schlechte Nachricht: Das "Reckless"-Album war zu Ende. "Aber es gibt auch eine gute Nachricht", beruhigte Bryan Adams, "Ich habe noch 12 weitere Alben." Puh! Glück gehabt! Und während im ersten Teil die Scheinwerfer nur weiß leuchteten und die Leinwände alles in schwarz-weiß zeigten, erstrahlte im zweiten Teil des Konzerts auf einmal alles in Farbe.

Dann wurde ein Tänzer gesucht. Bryan Adams hatte sich ein "Girl in the blue shirt" auf der uns gegenüberliegenden Seite ausgeguckt. Sie sollte zu seinem nächsten Lied am Platz tanzen und war dabei sogar auf der Leinwand zu sehen. Zur Belohnung bekamen sie und ihre Begleiter T-Shirts geschenkt, was natürlich große Begeisterung auslöste.

Aber was wäre ein Jubiläumskonzert ohne große und bekannte Balladen wie "Straight from the heart" und "All for love"? Es wurde ganz dunkel und die Zuschauer wurden aufgefordert die Leuchte an ihren Handys anzuschalten. "Send me an SMS", witzelte Bryan Adams – und die Halle verwandelte sich in ein Lichtermeer.

Leider war das Konzert viel zu schnell vorbei. Zwei Stunden lang hatte Bryan Adams das Publikum mit einer Mischung aus schnellen Rocksongs und sanften Balladen begeistert. Ein großartiger und sympathischer Sänger mit einer tollen Ausstrahlung und einer einzigartigen Stimme – mehr muss man dazu nicht sagen.
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