26.05.2004

42nd Street

Apollo Theater, Stuttgart

Julian Marsh
Dorothy Brock
Peggy Sawyer
Billy Lawlor
Maggie Jones
Bert Barry
Abner Dillon

Kevin Tarte
Isabel Dörfler
Sabrina Harper
Erwin Aarts
Sabine Maria Reiß
Axel Weidemann
Daniel Coninx


Vollständige Besetzung


Eines der wenigen Musicals, das einen richtigen Vorhang hatte. Rot, schwer und noch geschlossen, als wir das Apollo Theater betraten. Mit jedem Takt der Ouverture fuhr das Podest, auf dem Dirigent Martin Gallery stand, eine Stufe weiter nach oben, sodass er buchstäblich aus der Versenkung auftauchte. Dann drehte er sich um und warf dem Publikum in alle Richtungen Küsschen zu. Er fühlte sich wohl fast schon wie ein Star. Tolle Idee, den Dirigenten so in das Stück zu integrieren!

Dann hob sich der Vorhang bis fast auf Hüfthöhe und gab den Blick frei auf ein paar Beine. Genauer gesagt: Auf 96 Beine! Und alle steppten synchron zur Musik. Was für ein Anblick! Noch nie habe ich so viele Darsteller auf einmal auf der Bühne gesehen. Überhaupt bot das ganze Musical Stepptanz auf höchstem Niveau. Allen voran Sabrina Harper als Peggy Sawyer, die, um ihr Talent zu beweisen, sogar doppelt so schnell steppte wie die anderen Tänzer. Gesanglich lieferte sie ebenfalls eine tolle Vorstellung ab, und durch ihr rundes Gesicht passte sie sogar optisch perfekt ins New York der 30er Jahre.

Sehr überzeugend und schauspielerisch großartig war Kevin Tarte in der Rolle des Julian Marsh – nicht zuletzt auch durch seinen leichten amerikanischen Akzent. Leider hatte er nicht viele Lieder, aber das, was er sang, war ausdrucksstark und dennoch lässig und mit einer gewissen Nonchalance.

Mit ihren Liedern glänzen konnte hingegen Isabel Dörfler, die die Dorothy Brock stimmgewaltig und sehr humorvoll interpretierte. Sie war eine Diva, zeigte Stil, war aber auch sehr eigenwillig und herablassend. Genial war eine Szene, in der sie sich beschwerte: "Ich schätze es nicht besonders, wenn man mich erst zehn Sekunden vor Ende auf die Bühne lässt!" und Julian Marsh entgegnete: "Würdest du es eher schätzen, wenn ich dich erst zehn Sekunden nach Ende auf die Bühne ließe?"

Krönender Abschluss der Vorstellung war eine gigantische Treppe, auf der das riesige Ensemble noch einmal Stepptanz der Extraklasse zeigte. Auch wenn ich noch nie eine gesehen habe, aber ich bin mir sicher: So muss eine echte Broadway-Show sein.
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